So wohnt Deutschland: Zensus-Ergebnisse vorgestellt

Im Jahr 2022 war es wieder soweit, mit dem Zensus wurde ein großer Berg statistischer Daten über die Bevölkerung in Deutschland erfasst – auch über ihre Wohnverhältnisse. Nun ist endlich auch die Auswertung der Daten abgeschlossen, die Statistikbehörden haben die ersten Ergebnisse vorgelegt. Sie geben Einblicke in Bevölkerungs- und Wohnungszahl, Heizungsarten und Mietpreise.

Wiesbaden. Ein Jahr hat es gedauert, jetzt ist der Zensus 2022 ausgewertet: Die statistischen Ämter des Bundes und der Länder haben gestern die ersten Ergebnisse der umfangreichen Erhebung veröffentlicht. Dabei handelt es sich um jene Zahlen, die sich mit der Bevölkerung und ihrer Wohnsituation beschäftigen. Demnach lebten zum Stichtag am 15. Juni 2022 in Deutschland insgesamt 82,71 Millionen Menschen, davon 17,89 Millionen in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt 43,11 Millionen Wohnungen standen zur Verfügung.

Das waren 2,5 Millionen Wohnungen mehr als beim letzten Zensus 2011. Demnach wohnten im Schnitt weiterhin 2 Personen in jeder Wohnung. Zugleich ist die durchschnittliche Wohnfläche seit dem letzten Zensus um 3 Quadratmeter auf 94,4 Quadratmeter pro Wohnung gestiegen. Allerdings gibt es hier deutliche regionale Abweichungen: Während die westdeutschen Flächenländer mit etwa 3 Quadratmetern Zuwachs im Bundesschnitt liegen, wuchs die Wohnfläche in den Stadtstaaten Hamburg und Berlin nur um knapp 1 Quadratmeter. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wuchs die Durchschnittswohnung hingegen sogar um 5 Quadratmeter.

Wohnungen überwiegend fossil beheizt

Beheizt wird die Wohnfläche bundesweit nach wie vor im Wesentlichen mit fossilen Brennstoffen: In 75 Prozent der Wohnungen war eine solche Heizung im Dienst, wobei 56 Prozent auf die Gasheizung und 19 Prozent auf die Ölheizung entfielen. Dabei gibt es aber regionale Unterschiede, so hat in NRW die Gasheizung einen Anteil von 69 Prozent, in Bayern sind es dagegen nur 42 Prozent. Die Ölheizung ist in Nord- und Ostdeutschland mit 7 bis 16 Prozent Anteil besonders selten, im Saarland mit 29 Prozent besonders häufig.

Die Fernwärme kommt bundesweit auf 15 Prozent Anteil. Auch die Fernwärme wird vielfach nicht CO2-neutral erzeugt, etwa durch Müllverbrennung. Zur Energiequelle der Fernwärme hat der Zensus allerdings keine Daten erhoben, so dass hierzu keine nähere Aussage möglich ist. Auch bei der Fernwärme gibt es große regionale Unterschiede. Sie ist besonders häufig genutzt in Berlin (43 Prozent), Hamburg (35 Prozent) sowie in den ostdeutschen Ländern (22 bis 34 Prozent) – die ehemalige DDR hatte stark auf Fernwärme gesetzt.

Überdies ist Fernwärme in urbanen Räumen besonders kosteneffizient möglich, weil dort mit relativ kurzen Leitungen relativ viele Bürger versorgt werden können. Holzbefeuerte Heizungen kommen bundesweit auf einen Anteil von 4 Prozent. Solar- oder Geothermie, Umwelt- oder Abluftwärme, welche in der Regel über eine Wärmepumpe nutzbar gemacht werden, erreichen gemeinsam 3 Prozent. In den Bestandsgebäuden, wohlgemerkt. „Im Neubau ab 2016 wird dagegen in jeder vierten Wohnung eine Wärmepumpe eingesetzt", sagte Oliver Heidinger, Präsident des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Mietpreise ermittelt: NRW ist günstiges Mieterland

Interessant ist, dass der Zensus erstmals auch Daten zur Höhe der Miete vermieteter Wohnungen abgefragt hat. Demnach lag die Durchschnittsmiete in Deutschland zum Zensus-Stichtag im Jahr 2022 bei 7,28 Euro pro Quadratmeter (Kaltmiete). Das ist ein insgesamt sehr moderates Mietniveau, gleichwohl sind die Mietwohnungsmärkte regional sehr verschieden. Auf Länderebene hatte Sachsen-Anhalt mit 5,38 Euro die günstigste Durchschnittsmiete, gefolgt von Thüringen (5,65 Euro) und Sachsen (5,72 Euro).

Am höchsten war die Durchschnittsmiete in Hamburg (9,16 Euro), gefolgt von Bayern (8,74 Euro) und Hessen (8,21 Euro). Nordrhein-Westfalen ist deutlich günstiger und rangiert mit 6,82 Euro im Mittelfeld. Besonders hohe Mieten ermittelte der Zensus wenig überraschender Weise in einigen Großstädten. Am teuersten war München mit durchschnittlich 12,89 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von Frankfurt am Main mit 10,58 Euro und Stuttgart mit 10,39 Euro. Da konnten die NRW-Metropolen nicht mithalten, Köln liegt im Zensus bei 9,39 Euro und damit knapp vor Düsseldorf mit 9,24 Euro.

Mieten im Speckgürtel mitunter höher als in der Metropole selbst

Hagen ist mit 5,39 Euro pro Quadratmeter im Zensus sogar die günstigste Großstadt in ganz Westdeutschland, wenn es um die Durchschnittskaltmiete geht. Die Wohnungsmärkte in NRW mit seinen Metropolen, Ballungsräumen und sehr ländlichen Gebieten sind eben sehr unterschiedlich. So liegt auch die deutschlandweit niedrigste Miete im Zensus in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern in NRW: In Borgentreich (Ostwestfalen) waren 3,98 Euro pro Quadratmeter ausreichend, um eine Wohnung zu mieten. Das ebenso kleine, aber im Speckgürtel Münchens gelegene Neubiberg bildete mit 13,84 Euro das andere Extrem.

Freilich sind all diese Zahlen infolge der schleppenden Auswertung inzwischen zwei Jahre alt. Sie machen jedoch deutlich, wie weit die Mietpreise in der Realität von den Zahlen entfernt sind, welche regelmäßig aus den Angebotsstatistiken großer Immobilienportale ermittelt werden. Denn eine Stärke haben die amtlichen Zahlen: Sie erfassen alle Mieten in Deutschland, die tatsächlich vereinbart wurden und nicht nur einen kleinen Teil von Angeboten – schließlich werden die meisten Neuvermietungen gar nicht über die einschlägigen Online-Portale vorgenommen.

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