Niedrige Wohneigentumsquote in NRW weiter gesunken

Nirgendwo in der Europäischen Union leben so wenige Menschen im Eigentum wie in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen liegt die Wohneigentumsquote dabei sogar noch unter dem deutschen Bundesdurchschnitt und ist zuletzt weiter gesunken, wie eine aktuelle Auswertung von Zensusdaten zeigt. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede je nach Gebäudetyp und Region.

Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen zeichnet sich durch eine niedrige Wohneigentumsquote aus, die in den letzten Jahren auch noch weiter rückläufig war. Zwischen den Erhebungen des Zensus 2011 und jenen des jetzt veröffentlichten Zensus 2022 ist die Wohneigentumsquote in NRW um 2,3 Prozentpunkte gesunken. Sie beträgt jetzt nur noch 40,6 Prozent – so wenige Wohneinheiten sind in NRW von ihrem Eigentümer selbst bewohnt, wogegen in 59,4 Prozent der Wohneinheiten Mieter leben.

Das zeigt eine Auswertung der Zensusdaten, welche das Statistische Landesamt IT.NRW jetzt veröffentlicht hat. Die Daten geben den Sachstand am 15. Mai 2022 wieder, welcher der Stichtag für die Zensuserhebung war. Allerdings verändert sich die Wohneigentumsquote langsam im Laufe der Jahre, so dass davon ausgegangen werden kann, dass diese Zahlen noch immer eine recht große Aktualität für sich beanspruchen können. Das gilt sicher auch für die Erkenntnis, dass sich die Eigentumsquoten in Stadt und Land erheblich unterscheiden.

Hohe Wohneigentumsquote nur auf dem Land

Auf dem Land leben die Menschen in NRW überdurchschnittlich oft im Eigentum, die Wohneigentumsquote ist dort stellenweise ziemlich hoch. Auf die größte Quote in NRW kommt Marienmünster mit 76,7 Prozent, gefolgt von Borgentreich mit 74,8 Prozent (beides Kreis Höxter). Die kleinste Wohneigentumsquote landesweit hatte dagegen Düsseldorf: In der Landeshauptstadt lebten zum Stichtag nur in 22,1 Prozent der Wohneinheiten die Eigentümer persönlich, der Rest war vermietet.

Dahinter folgen Aachen mit 23,6 Prozent, Gelsenkirchen mit 23,7 Prozent und Köln mit 24,7 Prozent Wohneigentumsquote. Aber auch in Essen (26,0 Prozent), Duisburg (26,6 Prozent), Dortmund (27,0 Prozent), Bochum (28,5 Prozent), Münster (29,2 Prozent), Wuppertal (29,4 Prozent) und Bonn (29,6 Prozent) ist Wohneigentum eine Seltenheit. Diese großen regionalen Unterschiede haben auch mit der Art der Wohnbebauung zu tun. Schließlich sind Einfamilienhaus und Zweifamilienhaus auf dem Land besonders häufig zu finden.

Vom Eigentümer selbstgenutzte Etagenwohnungen sind selten

Dagegen hat in den Städten das Mehrfamilienhaus klar die Oberhand. Die Auswertung zeigt, dass es zwischen diesen Wohnformen große Unterschiede bei der Eigentumsquote gibt: So wurden zum Zensusstichtag in NRW landesweit gesehen 85,9 Prozent der Einfamilienhäuser von ihren Eigentümern selbst bewohnt. Bei den Zweifamilienhäusern kommt die Statistik auf eine Wohneigentumsquote von 53,9 Prozent. Dagegen sind selbstgenutzte Wohnungen in Mehrfamilienhäusern eine echte Seltenheit in NRW.

Kleine Mehrfamilienhäuser mit drei bis sechs Wohneinheiten kommen auf eine Eigentumsquote von gerade mal 18,6 Prozent, dort ist also nicht mal jede fünfte Wohnung vom Eigentümer selbst genutzt. In Häusern mit 7 bis 12 Wohnungen liegt die Quote nur bei 13,1 Prozent, Gebäude mit mehr als 12 Wohnungen kommen auf 13,8  Prozent. So ist es am Ende wenig verwunderlich, dass die unterschiedliche Verteilung der Gebäudetypen auf Stadt und Land zu einer deutlich unterschiedlichen Eigentumsquote führt.

Wohneigentumsquote: NRW im europäischen Vergleich ganz unten

Insgesamt ist die Wohneigentumsquote in NRW selbst für deutsche Verhältnisse gering. Im Bundesdurchschnitt liegt die Quote für das Zensus-Jahr 2022 bei 46,7 Prozent, also deutlich höher als in Nordrhein-Westfalen. Im europaweiten Vergleich wiederrum ist Deutschland ganz klar Schlusslicht, kein anderes EU-Land hat eine niedrigere Wohneigentumsquote. Selbst Österreich – bekannt für seinen exzessiven sozialen Mietwohnungsbau in der Hauptstadt Wien, in der ein Drittel der Einwohner des Landes lebt – kommt auf 51,4 Prozent.

Dagegen liegt die Wohneigentumsquote im europäischen Spitzenreiterland Rumänien bei 94,8 Prozent. Kroatien kommt auf 91,1 Prozent, Polen auf 87,2 Prozent, Spanien auf 76,0 Prozent und Italien auf 74,3 Prozent. Selbst in den Niederlanden, direkt an NRW angrenzend, leben in deutlich mehr als zwei Drittel (70,6 Prozent) der Wohneinheiten die Eigentümer selbst. Bedenkt man, dass jeder Mieter, der ins Eigenheim wechselt, eine Mietwohnung frei macht und zugleich etwas für seine Altersvorsorge tut, erscheint die schwache Eigentumsquote in NRW als besorgniserregend und eine Aufholjagd als angebracht.

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