Dachbegrünung: Es grünt so grün

Bepflanzte Dächer sind nicht nur schön anzusehen, sie haben auch sonst allerhand Vorteile für Mensch und Natur zu bieten. Auch deshalb steigt das Interesse an einer Dachbegrünung. In den vergangenen Jahren hat sich das Wetter zunehmend verändert. Die Sommer werden heißer, gleichzeitig nehmen starke Regenfälle zu. Begrünte Dächer können diesen Extremen die Wucht nehmen.

Berlin. „Mit einer Dachbegrünung kann man mit relativ wenig Aufwand viel für Mensch und Natur bewirken“, erklärt Gunter Mann, Biologe und Präsident des Verbandes GebäudeGrün e. V. Auch deshalb interessieren sich nach seinen Worten immer mehr Privatleute dafür, die Dächer ihres Anbaus, Carports oder des ganzen Hauses zu begrünen.

Ein solches Dach ist nicht nur schön anzusehen, es schützt auch vor zu viel Sonne, Kälte und Lärm. Und bei starkem Regen nimmt es Wasser auf. Ein Teil des Regenwassers läuft hier nicht direkt ab, es wird vielmehr gespeichert und verdunstet später langsam wieder. Insbesondere in urbaner Umgebung mit stark versiegelten Flächen ist das ein großer Vorteil. Manche Kommunen ermäßigen in solchen Fällen deshalb die Abwassergebühren.

Begrüntes Dach strahlt weniger Hitze ab

Darüber hinaus schützt eine Dachbegrünung das Dach selbst. Ist die sogenannte Dachdichtungsbahn durch weitere darüber liegende Schichten abgedeckt, wird sie weniger extremen Temperaturen und Witterungsbedingungen wie Sturm oder Hagel ausgesetzt – ein echtes Plus, was ihre Lebensdauer anbelangt.

Ein weiterer Vorteil: Begrünte Dächer strahlen weniger Hitze ab. Hinzu kommt, dass die Pflanzen auf dem Dach Feinstaub und andere Luftschadstoffe filtern. Nicht zuletzt bieten derlei Flächen auch Lebensraum für zahlreiche Tiere wie Wildbienen, Schmetterlinge oder Vögel. „Gerade in Städten kann ein solches Umfeld für Mensch und Tier sehr wertvoll sein“, betont der Biologe Mann.

Wer mit einer Dachbegrünung liebäugelt, sollte zuerst einmal mit einem Experten ausloten, ob das Dach dafür stabil und tragfähig genug ist. Die Fachleute wissen auch, welche Aspekte mit der Kommune vor Ort zu klären sind und ob es Bauvorschriften zu beachten gilt. Generell können auch Dächer mit einer gewissen Neigung begrünt werden. Ab 10 Grad Dachneigung muss allerdings eine entsprechende Schubsicherung eingebaut werden.

Extensive Variante besonders beliebt

Die Wahl der meisten Hauseigentümer fällt auf die extensive Dachbegrünung. Sie ist weniger aufwendig und braucht auch weniger Pflege. Zum Einsatz kommen auf einer relativ dünnen Substratschicht von 8 bis 15 Zentimetern robuste, niedrige Pflanzen mit wenig Wasserbedarf. Besonders beliebt dafür ist die Sedumpflanze, auch Fetthenne genannt. Sie hat relativ dicke Blätter und kann Feuchtigkeit gut speichern. Bei einer solchen Bepflanzung rechnet man mit einem Gewicht von 50 bis 180 Kilogramm pro Quadratmeter.

„Die Kosten liegen zwischen 50 und 90 Euro pro Quadratmeter“, erläutert Mann. Hinzu kommen jährlich ein paar Stunden an Pflege. Hält das Dach mehr Gewicht aus, ist eine intensive Dachbegrünung möglich. Sie erfordert aber mehr Pflege und Bewässerung an heißen Tagen. Auf einer dickeren Schicht von 25 bis 30 Zentimetern können dann größere Pflanzen wie Stauden wachsen. Bei Flachdächern ist sogar ein Rasen möglich. Das zusätzliche Gewicht beginnt hier bei rund 300 Kilogramm pro Quadratmeter.

Guter Unterbau ist wichtig

Die Kosten liegen je nach Bepflanzung höher als bei einer extensiven Begrünung und fangen bei 100 Euro pro Quadratmeter an. Entscheidend bei der Bepflanzung von Dächern ist der Unterbau, also alles zwischen wurzelfester Dachabdichtung und dem Substrat für die Pflanzen. Hier sollten Profis ans Werk, damit die Freude am grünen Dach von Dauer ist.

Vereinfacht gesagt kommt auf die wurzeldichte Dachabdichtung zuerst einmal eine Faserschutzmatte. Sie soll die Dachabdichtung vor mechanischer Beschädigung wie spitzen Steinen schützen. Es folgt eine Drainageschicht. „Sie kann man sich wie einen Schwamm vorstellen, der sich mit Wasser vollsaugt und nur das überschüssige Wasser an die Kanalisation abgibt“, erklärt Mann. Darüber liegt ein wasserdurchlässiges Filterflies als Schutz vor Feinanteilen aus dem Substrat.

Erst wenn dieser Unterbau steht, kann die Substratschicht aufgebracht werden. Ganz wichtig ist eine sichere Entwässerung des Überschusswassers, um Staunässe zu verhindern. Wer sich bei alledem fachlich beraten lässt, kann über verschiedene Fördertöpfe bei Bund, Ländern und Kommunen finanziell unterstützt werden.

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